Liebe Leser*innen,
von außen wirkt das Amt der Regionalbischöfin wie eine endlose Reihe festlicher Anlässe, Andachten und schöner Worte. Doch wer glaubt, es sei ein Spaziergang über den sonntäglichen Kirchenrasen, irrt gewaltig. Berthild Sachs, die neue Regionalbischöfin im Kirchenkreis Bayreuth, die heute in ihr Amt eingeführt wird, tritt es in einer Zeit an, in der die Kirche zwischen Bewahrung und Erneuerung balancieren muss.
Denn die Struktur der bayerischen evangelischen Landeskirche wird sich in den kommenden Jahren grundlegend ändern. So fusionieren im Süden die Kirchenkreise München-Oberbayern und Augsburg-Schwaben mit Regensburg, außerdem bekommen die Dekanate mehr Entscheidungskraft.
Dazu: Schrumpfende Mitgliederzahlen, finanzielle Engpässe, marode Kirchen – die Herausforderungen sind groß. Sachs muss Brücken bauen, zwischen traditioneller Frömmigkeit und digitalen Experimenten, zwischen Sanierungsstau und geistlicher Erneuerung. Ihr Terminkalender wird sich schnell füllen – nicht nur mit Festgottesdiensten, sondern auch mit Sitzungen, in denen Zahlen, Konzepte und Konflikte auf den Tisch kommen.
Doch wer Sachs kennt, weiß: Sie bringt Erfahrung im Spagat zwischen verschiedenen Erwartungen mit. Ob als Pfarrerin, theologische Referentin oder Dekanin – sie hat gelernt, dass gute Kommunikation oft wichtiger ist als schnelle Lösungen. Wo Strukturreformen Ängste schüren, wird sie auf Dialog und Verständigung setzen.
Dabei hilft ihr ein feines Gespür für Zwischentöne. Nicht jede Baustelle braucht den theologischen Presslufthammer – oft reicht ein offenes Ohr. Sachs weiß, dass Veränderungen nur gelingen, wenn Menschen mitgenommen werden. Vom Seniorenkreis, der sich die klassische Predigt wünscht, bis zur Jugendgruppe, die TikTok-Andachten testet.
Berthild Sachs übernimmt in unruhigen Zeiten – aber sie bringt nicht nur den Segen mit, sondern auch die nötige Portion Gelassenheit. Und vielleicht eine Thermoskanne für die langen Sitzungen.
Ich wünsche ihr einen guten Start und Euch einen schönen Sonntag |